Suspensorium, anatomisch richtig!


Ein leiser Ruf, ein Flüstern, oder auch nur ein flehender Blick verleihen dem eindringlichen Wunsch unzähliger
Männer Ausdruck:
Suspensorium ja, aber bitte: anatomisch richtig!

Ein Körperteil und das zwangsläufig damit verbundene männliche Wesen verlangen ihr Recht auf Bewegungsfreiheit.
Obgleich die Anatomie wirkt, als sei sie vorzeitig dem Entwursfblock entrissen, und, unter Auslassung einer
ausführlicheren Testphase, gleich unters Volk geworfen worden, fordert sie doch immer wieder die ungeteilte
Aufmerksamkeit des Besitzers und beschwert sich bei allzu sorgloser Behandlung schmerzhaft.

Dann kann es durchaus vorkommen, daß sich wesentliche Teile beleidigt in innere Körperregionen
zurückziehen und rohe chirurgische Gewalt erforderlich ist, sie zu überreden, wieder am öffentlichen Leben
draußen im Suspensiorium teilzunehmen. Das Suspensorium, eine Welt, ein Kosmos für sich. Der rechte Platz,
die gestreßten Glieder endlich auszustrecken, einfach mal abzuschalten, Entspannung zu finden, sich hängen
und die Seele baumeln zu lassen.

Nach getaner Arbeit ist eine längere Regenerationsphase schließlich ganz
besonders wichtig. Auch die Ehefrauen nicken verständnisvoll beim Durchblättern der Katalogseiten und
treffen ihre Auswahl für den Ehegatten mit Bedacht.

Im Laufe der Zeit geben es die meisten Männer auf, sich selbst um ihre "Modeassesoirs" für "darunter"
zu kümmern und akzeptieren gutmütig das für sie ausgewählte Leopardenmuster, den Elefantenrüssel
und sogar den Deckverschluß. Der Deckverschluß, oder auch der sog. Eingriff hat jedoch inzwischen
offensichtlich viel an Ansehen in der Damenwelt einbüßen müssen. Heute bedarf es schon eines
schwulen Modedesigners, entsprechende Modelle unters Volk zu bringen.

Allerdings sind Bedenken nicht ganz von der Hand zu weisen, daß ein jugendlicher Knabe heute den
Herausforderungen, die ein solches Exemplar an ihn stellt, überhaupt noch gewachsen ist
- fehlt ihm doch mit Sicherheit die tägliche Übung und der Umgang mit jener Vorrichtung, die vor einigen
Jahren noch wie selbstverständlich tagtäglich praktiziert wurden.

Nun ist die Frage berechtigt, was an jenem erneut in den Blickfang geratenen Kleidungsstück,
das Muskelmänner dem geneigten Betrachter dekorativ in Katalogen und Illustrierten entgegen recken,
eigentlich so neuartig und modern sein soll. Ein Griff jedenfalls, so verspricht es der Name,
und die Sache ist geritzt. Aber so einfach gestaltet sich die Suche dann erfahrungsgemäß meist doch nicht.

Möglicherweise liegen den zu neuen Ehren gekommenen Reiz-Exemplaren inzwischen Gebrauchsanweisungen bei,
in welchen man, ähnlich dem Kondomkauf, behutsam in den Gebrauch des entsprechenden Artikels eingewiesen
wird und anhand von Bildern gut nachvollziehen kann, welche Handgriffe notwendig sind, das Gummi über
den Hannes zu streifen oder eben den Hannes durch den Eingriff. Um für den Noteinsatz gerüstet zu sein,
empfiehlt der Autor vor dem Ersteinsatz zunächst Trockenübungen durchzuführen.

An dieser Stelle können wir ruhig auch einmal ein Loblied auf die Werbetexter anstimmen, die genügend
Lebenserfahrung und Einfühlungsvermögen mitbringen, die sie dazu befähigt, solch unglaublich
praktische Redewendungen wie Deckverschluß zu kreieren.

Ein routiniert hingeworfenes: "Mit oder ohne Deckverschluß" der Verkäuferin wird normalerweise
ebenso routiniert und einsilbig vom Käufer erwidert. Nur in Härtefällen muß zusätzlich eine anschauliche
Demonstration des Fräuleins erfolgen, das dezent die mangelnde Erfahrung des Kunden
auszugleichen bemüht ist, etwa indem es schelmisch ihre Finger durch den Eingriff schlüpfen läßt,
um die grundsätzliche Funktion zu demonstrieren, ähnlich dem Kasperle im Kaspertheater, der seinen Kopf durch
den Vorhang steckt, nur um schnell mal "Hallo" zu sagen. So mancher Kunde würde ansonsten womöglich vermuten,
das Teil wäre schadhaft und einen Umtausch erwägen. So hört also meine Worte, Ehefrauen, Verkäuferinnen,
Designer, Katalogeinkäufer: Gebt uns, was wir brauchen: das Suspensorium - aber wie gesagt,
eines bitte nicht vergessen
...


Anatomisch richtig muß es sein!!!


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