Von Herzen
Jetzt hab ich doch mein Herz verlorn an Dich.
und hab deshalb kein Herz nicht mehr für mich.
Ach, würdest Du mir Deines geben,
dann müßt ich nicht mehr ohne leben.
Doch dann, mein Schatz,
und das ist was Gemeines,
hat keiner von uns beiden seines.
Es ist schon eine Plag mit diesen Herzen -
ich könnt ja noch das meinige verschmerzen,
doch lieb ich Dich so sehr, Du mußt verstehn,
daß ich`s nicht schaff Dich ohne Deins zu sehn.
Hätt jeder von uns von der Herzen zwei,
dann wärn wir für die große Liebe frei.
Doch wie`s so aussieht, soll man gut bedenken,
das eine Herz auf einmal zu verschenken.
Am Ende wärn wir beide ziemlich herzlos,
und dann mein Schatz
geht der große Schmerz erstlos.
Jetzt hab ich Doch mein Herz verlorn an Dich,
und hab deshalb kein Herz nicht mehr für mich.
Und dann, wer weiß, wenn Du mir Deines gibst,
wie sehr Du mich mit meinem liebst.
Am besten lassen wir es doch beim alten:
Ein jeder soll sein Herz für sich behalten.
(Konstantin Wecker)

Tränen
Tränen, die sagen,
ich brauche Dich.
Tränen, die bitten,
verlaß mich nicht.
Tränen, die über die Wangen rinnen,
weil ich Dich so sehr vermisse!
Tränen, aus Enttäuschung geweint.
Tränen über Worte,
die nicht so gemeint.
Tränen der Hoffnung,
dass es doch noch eine Chance gibt.
Doch würden all diese Tränen
nicht geweint,
hätte ich es mit Dir
auch nie ehrlich gemeint.
Ich liebe Dich!

Verliebt
All meine Gedanken
drehen sich um Dich.
Wie ich bisher gelebt habī
ist nicht mehr wichtig für mich.
Ich habe schon Sehnsucht,
wenn ich erwach` -
und sie wird immer stärker,
bis tief in die Nacht,
Nie hätte ich geglaubt,
dass es so etwas gibt -
aber ich habe mich
unsterblich in Dich verliebt.

Die Zeit ist hin
Die Zeit ist hin; du löst dich unbewußt
Und leise mehr und mehr von meiner Brust;
Ich suche dich mit sanftem Druck zu fassen,
Doch fühl' ich wohl, ich muß dich gehen lassen.
So laß mich denn, bevor du weit von mir
Ins Leben gehst, noch einmal danken dir;
Und magst du nie, was rettungslos vergangen,
In schlummerlosen Nächten heimverlangen.
Hier steh' ich nun und schaue bang zurück;
Vorüber rinnt auch dieser Augenblick,
Und wieviel Stunden dir und mir gegeben,
Wir werden keine mehr zusammenleben.
(Theodor Storm)

Der Morgen
Sooft die Sonne aufersteht,
Erneuert sich mein Hoffen
und bleibt, bis sie untergeht,
Wie eine Blume offen:
Dann schlummert es ermattet
Im dunklen Schatten ein
Doch eilig wacht es wieder auf
Mit ihrem ersten Schein.
Das ist die Kraft, die nimmer stirbt
Und immer wieder streitet,
Das gute Blut, das nie verdirbt,
Geheimnisvoll verbreitet!
So lange noch Morgenwinde
Voran der Sonne wehn,
Wird nie der Freiheit Fechterschar
In Nacht und Schlaf vergehn!
(Gottfried Keller)

Überlaß es der Zeit
Erscheint dir etwas unterhört,
Bist Du tiefsten Herzens empört,
Bäume nicht auf, versuchs nicht mit Streit,
Berühr es nicht, überlaß es der Zeit.
Am ersten Tag wirst du feige dich schelten,
Am zweiten läßt du dein Schweigen schon gelten,
Am dritten hast du's überwunden;
Alles ist wichtig nur auf Stunden,
Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,
Zeit ist Balsam und Friedensstifter.
(Theodor Fontane)


deine gedanken...

Toleranz
Die Einen stimmen stets dafür,
die Andern sind dagegen.
Und jeder sucht mit List und Gier,
seine Gegner reinzulegen.
Es finden sich stets die gleichen Narren
im Leben seiner Lichtung.
Sie ziehen alle den selben Karren,
nur in einer andern Richtung.
Sie fordern rundum Toleranz!
Sich selbst,will keiner hemmen.
So lebt dann jeder von seinem Glanz,
und läßt ihn sich nicht nehmen.
Wo bleibt denn bloß die Menschenlieb?
Jede Meinung sollt man achten!
Warum für alles gleich ein Hieb?
Tut doch all ein bisschen - sachte!
(Karl Schoirer)






Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt.
(Wilhelm Busch)